Negative Glaubenssätze und traumatische Erfahrungen

 

Was sie bedeuten und wie EMDR bei ihrer Veränderung helfen kann.

 

Unser Denken, unsere Überzeugungen und Annahmen über uns selbst, andere und die Welt um uns herum prägen maßgeblich, wie wir uns fühlen und verhalten. Besonders tief verankerte Überzeugungen, sogenannte Glaubenssätze, können uns entweder stärken oder einschränken. Wenn diese Glaubenssätze negativ sind, wirken sie häufig hemmend und führen zu emotionaler Belastung, Selbstzweifeln und ungesunden Verhaltensmustern.

Doch woher stammen diese negativen Überzeugungen eigentlich? Oft liegen die Wurzeln in frühkindlichen Erfahrungen, besonders in traumatischen Ereignissen. Diese Erlebnisse hinterlassen im Gehirn tiefe Spuren, die in Form belastender Überzeugungen gespeichert werden und unser späteres Leben beeinflussen – weitgehend unbewusst.

Was sind negative Glaubenssätze?

Glaubenssätze sind Überzeugungen, die wir über uns selbst, andere Menschen und die Welt entwickeln. Sie sind meist unbewusst und bilden die Grundlage unseres Denkens und Handelns. Beispielhafte negative Glaubenssätze sind:

„Ich bin nicht liebenswert.“
„Ich werde niemals Erfolg haben.“
„Das Leben ist gefährlich.“
„Ich bin wertlos.“

Diese Überzeugungen wirken wie mentale Programme, die automatisch ablaufen und unser Verhalten steuern. Wenn die Glaubenssätze negativ sind, können sie unser Selbstwertgefühl erheblich schwächen, unsere Fähigkeit, mit Herausforderungen umzugehen, einschränken und uns sogar in wiederkehrenden Konflikten oder Depressionen festsetzen.

Der Zusammenhang zu traumatischen Erfahrungen

Typischerweise sind negative Glaubenssätze eng mit belastenden oder traumatischen Ereignissen verbunden. Diese Erlebnisse, z.B. Missbrauch, Gewalt, Unfälle, Verluste oder Vernachlässigung, werden im Gehirn in besonderer Weise gespeichert.

Das Gehirn verarbeitet traumatische Erfahrungen oft nicht vollständig im sogenannten neuen neuronalen Netz, sondern bleiben in emotional verknüpften struk­turähnlichen Verknüpfungen im limbischen System stecken. Das bedeutet: Es entsteht eine Art „ungelöste Verbindung“ zwischen dem Trauma und bestimmten Überzeugungen, die im Alltag immer wieder aktiviert werden. Das kann sich zum Beispiel so zeigen:

Das Gefühl, wertlos oder unfähig zu sein, wurde in der Kindheit durch negative Rückmeldungen geprägt und später durch traumatische Erlebnisse bestätigt.
Die Überzeugung „Ich bin nicht liebenswert“ wurzelt in einem gewalttätigen oder vernachlässigenden Umfeld.
Die Annahme „Die Welt ist gefährlich“ entstand nach Bedrohungssituationen oder Gewalterfahrungen.
Diese Glaubenssätze werden im Laufe der Zeit im emotionalen Gedächtnis fest verankert, sodass sie ohne bewusste Kontrolle unser Verhalten und unsere Reaktionen in aktuellen Situationen beeinflussen — selbst wenn die ursprüngliche Erfahrung schon lange zurückliegt.

Warum ist die Veränderung dieser Glaubenssätze so wichtig?

Wenn negative Überzeugungen über uns selbst und die Welt unbewusst wirken, können sie zu ernsthaften psychischen Beschwerden führen, etwa zu Ängsten, Depressionen, Selbstzweifeln oder chronischem Stress. Sie begrenzen unsere persönliche Entwicklung und mitunter auch unsere Beziehungen.

Der Schlüssel liegt darin, diese alten, belastenden Glaubenssätze bewusst zu machen und neu zu bewerten. Das Ziel ist, belastende Überzeugungen durch positive, unterstützende Überzeugungen zu ersetzen, die unser Selbstwertgefühl stärken und ein positives Lebensgefühl fördern.

EMDR: Ein effektives Werkzeug zur Auflösung negativer Glaubenssätze

Hier kommt die EMDR-Therapie (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) ins Spiel. Entwickelt in den 1980er Jahren, zählt EMDR heute zu den wissenschaftlich am besten untersuchten und anerkannten Verfahren bei der Behandlung von Trauma.

Was macht EMDR?

Während einer EMDR-Sitzung erinnert sich der Klient an eine belastende Erfahrung und die damit verbundenen negativen Glaubenssätze.

– Der Therapeut unterstützt die Verarbeitung durch bilaterale Stimulation – beispielsweise durch Augenbewegungen oder Taps.

Diese Stimulationsmuster aktivieren die natürlichen Selbstheilungsprozesse im Gehirn.
Das Ziel ist, die emotionalen Verknüpfungen zu lösen, belastende Erinnerungen neu zu verarbeiten und positive Überzeugungen zu festigen.

 

Wie EMDR bei der Veränderung negativer Glaubenssätze hilft

EMDR wirkt auf mehreren Ebenen:

  • Auflösung des Traumas: Es ermöglicht, belastende Erinnerungen zu entflechten, die oft die Grundlage für negative Glaubenssätze bilden. Durch die bilaterale Stimulation werden die emotionalen Inhalte neu verarbeitet, sodass die ursprüngliche Belastung reduziert wird.
  • Neuverknüpfung positiver Überzeugungen: Während der Therapie wird gezielt an positiven Glaubenssätzen gearbeitet — etwa „Ich bin liebenswert“, „Ich bin fähig“ oder „Das Leben bietet Chancen“. Diese positiven Überzeugungen werden im Gehirn verankert, während die alten belastenden Muster abgeschwächt werden.
  • Reduktion der emotionalen Belastung im Hier und Jetzt: Auch ohne die direkte Erinnerung an das ursprüngliche Trauma können belastende Glaubenssätze durch EMDR abgeschwächt werden. Das führt dazu, dass belastende Reaktionen im Alltag weniger intensiv erlebt werden.
  • Langfristige Stärkung der Selbstwirksamkeit: Nach erfolgreicher EMDR-Arbeit berichten viele Klienten, dass sie sich im Alltag sicherer, selbstbewusster und emotional stabiler fühlen.

 

Zusammenfassung:

Negative Glaubenssätze sind tief verwurzelte Überzeugungen, die oft ihren Ursprung in traumatischen Erfahrungen haben und unser Denken, Fühlen und Verhalten beeinflussen. Sie wirken meist unbewusst und können uns erheblich einschränken.

Die gute Nachricht ist: Diese Glaubenssätze sind veränderbar. Innovative Therapiemethoden wie EMDR bieten die Möglichkeit, belastende Erinnerungen zu verarbeiten, alte negative Überzeugungen zu lösen und durch positive, stärkende Glaubenssätze zu ersetzen.

Wenn du das Gefühl hast, dass alte Muster dich noch immer belasten oder einschränken, könnte eine EMDR-Behandlung dir helfen, diese inneren Blockaden aufzulösen, im Hier und Jetzt emotional stabiler zu werden und neue Perspektiven zu entwickeln.

 

Fazit:

Negative Glaubenssätze entstehen häufig durch traumatische Erfahrungen und wirken unbewusst auf unser Leben. Sie sind zwar tief verwurzelt, aber nicht unüberwindbar. Mit gezielter therapeutischer Unterstützung, insbesondere durch EMDR, kannst du alte Belastungen lösen, deine inneren Überzeugungen transformieren und so deine eigene Resilienz, dein Selbstwertgefühl und dein Lebensgefühl nachhaltig stärken.

Wenn du mehr über EMDR oder die Arbeit mit Glaubenssätzen erfahren möchtest, kannst du dich gern bei einem spezialisierten Therapeuten informieren.

EMDR Hannover

Der erste Schritt ist meist, die eigenen inneren Überzeugungen bewusst zu machen und bereit zu sein, sie positiv zu verändern.