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Traumatherapie 2/4
Dein Sicherer Ort-Übung
Stelle dir vor es gebe einen Ort an dem einfach alles perfekt ist.
Einen Ort an dem du dich geborgen, beschützt, willkommen, aufgehoben, entspannt, sicher, u. v. m. mehr fühlst.
Das klingt zu schön um wahr zu sein? Dann lass ihn uns doch entwerfen…
Die sichere Ort Übung kommt ursprünglich aus der Traumatherapie und dient dort als Rückzugsort für Patient:innen. Gerne stelle ich jedoch diese Übung auch meinen Patient:innen vor die kein Trauma aufweisen dennoch andere Herausforderungen haben wie z. B. Ängste, Phobien, negative Gedanken, starkes Stressgefühl usw.
Bevor ich dir jetzt die Bauanleitung für deinen sicheren Ort aufzeige, möchte ich dir gerne meinen sicheren Ort vorstellen. Bei mir ist es ein realer Ort, den ich mal zufällig fand, als ich mit meinem Hund unterwegs war. Damals kannte ich die Übung noch gar nicht, jedoch ist mir dieser Platz auf der Welt sofort wieder vor Augen gekommen als ich meine Traumatherapieausbildung absolvierte.
Es ist später Vormittag an einem sonnigen Frühlingstag und ich gehe eine zugewachsenen kleinen Weg am Waldrand entlang. Nach einer kleinen Kurve stehe ich auf einer Anhöhe inzwischen wieder im Wald. Ich könnte den Weg weiter verfolgen, nur fällt mein Blick auf einen umgekippten Baumstamm und ich beschließe mich auf ihn zu setzen. Von hier aus kann ich den ganzen Wald sehen und ich fange an den Ort mit allen meinen Sinnen wahrzunehmen.
Als erstes nehme ich die wärmenden Sonnenstrahlen auf meiner Haut wahr. Sie vermitteln mir ein angenehmes Gefühl von Wärme und Energie das ich selbst tief in mir spüren kann. Mein Blick möchte den Sonnenstrahlen zu ihrem Ursprung folgen. Die Sonne scheint nur vereinzelt zwischen den Blättern der alten, großen und starken Bäume hindurch, die eher im leichten Wind zu tanzen scheinen. Auf den ersten Blick wirkt es so als ob ich hier alleine wäre und erst bei genauerem Hinsehen kann ich das Leben an diesem magischen Ort wahrnehmen. Vögel fliegen entlang der Baumkronen, deren Gesang ich erst nicht bemerkt habe, jetzt jedoch nicht mehr überhören kann und in mir ein Gefühl von Freiheit, Leichtigkeit und Fröhlichkeit auslöst. Eichhörnchen, die kurz ihre Futtersuche einstellen, um den Moment zu nutzen und ausgiebig miteinander einen Baumstamm entlang das Spielen beginnen. Selbst tief im Verborgenen auf dem Erdboden zwischen meinen Füßen kann ich allerhand Leben sehen und die Wege der Käfer, Insekten und Regenwürmer genau verfolgen. Das Zusammenspiel aus Erde, frischer Luft und blühenden Blumen ergibt fast schon eine Geruchsexplosion, die nicht nur für mich riechbar nach Natur ist, sondern so intensiv, dass ich diese reine frische Luft auf der Zunge schmecken kann und durch tiefe Atemzüge direkt in meinen Körper bringen möchte…
Wie ist es dir ergangen als du die Beschreibung meines sicheren Ortes gelesen hast?
Habe ich vielleicht den einen oder anderen deiner Sinne ansprechen können?
Kommen wir wieder zurück zu deinem sicheren Ort…
Ich würde dir gerne ein Experiment vorschlagen in dem du deinen sicheren Ort kreierst und dich als Übung für wenige Minuten täglich mental dorthin begibst. Versuche herauszufinden, ob diese Übung sich für dich positiv bemerkbar macht. Kehre gerne jeden Tag an diesen Ort zurück oder wann immer du das Bedürfnis haben solltest.
Hier die Fragen für deinen sicheren Ort:
- Ist dein Ort real oder imaginär?
- Welche Jahreszeit ist an deinem Ort?
- Welche Tageszeit fühlt sich am stimmigsten an?
- Welche Lichtverhältnisse nimmst du wahr?
- Was kannst du sehen?
- Was hörst du?
- Was spürst du? (auf deiner Haut, Haare, Temperatur usw.)
- Was riechst du?
- Was kannst du schmecken?
- Wie fühlt sich jetzt dieser Ort für dich tief im inneren an?
Versuche dich als kleine Abschlussübung noch so intensiv wie möglich an deinen Ort zu begeben.
Verschränke dann die Arme und lege deine Hände auf deine Schultern. Wechsele die Handberührung deiner Schulter (Tappig) 10-15x in einer für dich stimmigen Geschwindigkeit ab und verankere so dieses wunderbare Gefühl in deinen Körper. Diese Technik wird Butterfly genannt und ich werde sie dir im nächsten Beitrag EMDR näher beschreiben.
Hier noch ein paar Hinweise.
- Der sicherer Ort ist ein Ort der nur dir gehört.
- Du findest hier keine anderen Menschen.
- Tiere kannst du mit an deinen Ort nehmen, solange sie für dich positiv sind.
- Es muss nicht bei einem Ort bleiben. Du kannst jederzeit auch weitere oder neue Orte schaffen, sollte sich der „alte“ nicht mehr stimmig anfühlen.
- Fühle den Ort so intensiv es dir möglich ist
- Versuche die Details deines Ortes zu erkunden
Nun hast auch du schon den ersten Baustein einer EMDR-Einheit absolviert und kannst jederzeit auf diese Erfahrung zurück greifen.
Solche Übungen fallen dir schwer?
Lass uns gerne deinen Ort gemeinsam erschaffen.
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Dein Marcel Wode