In den Schatten der Angst: Phobien und Panikattacken verstehen und mit EMDR Therapie das Licht zurückgewinnen.

„Angst ist ein Gefühl, das uns schützen soll, aber manchmal kann es zu einem Gefängnis werden.“

 

Angst ist ein grundlegendes menschliches Gefühl, das evolutionär dazu dient, uns vor Gefahren zu schützen. Dennoch kann sie auch zur Quelle erheblicher Belastungen werden, wenn sie übermäßig oder unangemessen wird. Angststörungen, Phobien und Panikattacken sind ernsthafte psychische Erkrankungen, die das alltägliche Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Dieser Artikel beleuchtet die mögliche Entstehung von Angst, beschreibt die Angstsymptome und deren Folgen und stellt die Therapieform EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) zur Bewältigung der Belastung vor.

 

Mögliche Entstehung von Angst

Angst entsteht häufig in einem komplexen Zusammenspiel aus biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren. 

  1. Genetische Prädisposition: Studien zeigen, dass Angststörungen in Familien auftreten können, was auf eine genetische Komponente hinweist. Bestimmte Gene können die Anfälligkeit für Angststörungen erhöhen, wobei bereits frühkindliche Erfahrungen die Entwicklung von Angst beeinflussen können.
  1. Biologische Faktoren: Neurotransmitter wie Serotonin, Noradrenalin und GABA spielen eine entscheidende Rolle bei der Regulierung von Angst. Ein Ungleichgewicht dieser Transmitter im Gehirn kann zu einer Überempfindlichkeit gegenüber Angst führen.
  1. Psychologische Einflüsse: Negative Denkmuster, ungünstige Bewältigungsmechanismen und frühkindliche Traumata können die Bildungen und Intensität von Ängsten verstärken. Menschen, die in einer unsicheren Umgebung aufgewachsen sind oder Missbrauch erfahren haben, sind besonders gefährdet.
  1. Umweltfaktoren: Stressige Lebensereignisse wie der Verlust eines geliebten Menschen, Scheidung oder finanzielle Schwierigkeiten können bei Personen ebenfalls als Auslöser für Angststörungen fungieren. 
  1. Kulturelle Einflüsse: Gesellschaftliche Normen und Erwartungen können den Umgang mit Angst verstärken. In Kulturen, in denen emotionaler Ausdruck tabuisiert wird, können Menschen eher dazu neigen, ihre Ängste für sich zu behalten, was die Symptome verstärkt.

 

Angstsymptome und deren Folgen

Die Symptome von Angststörungen können sehr vielfältig sein und sich sowohl auf körperlicher als auch auf psychischer Ebene zeigen.

 

Körperliche Symptome:

  • Herzklopfen: Ein häufiges Anzeichen, bei dem das Herz schneller schlägt, oft begleitet von einer erhöhten Atemfrequenz.
  • Zittern: Unwillkürliches Zittern, häufig in Situationen intensiver Angst.
  • Schwitzen: Übermäßiges Schwitzen, auch ohne körperliche Anstrengung.
  • Atemnot: Ein Gefühl von Enge in der Brust oder Schwierigkeiten beim Atmen.
  • Schwindel: Viele Betroffene berichten von Schwindelgefühlen oder dem Gefühl, ohnmächtig zu werden.
  • Übelkeit: Ein schwammiges Gefühl im Magen, das oft mit Angstzuständen einhergeht.

 

Psychische Symptome: 

  • Angstgedanken: Übermäßige Besorgnis über potenzielle Bedrohungen oder verheerende Ereignisse.
  • Innere Unruhe: Ein unangenehmes Gefühl der Anspannung, das es erschwert, zu entspannen oder sich auf Aufgaben zu konzentrieren.
  • Sichtweisen auf sich selbst: Negative Selbstbilder können entstehen, begleitet von einem Gefühl der Wertlosigkeit oder Unzulänglichkeit.
  • Konzentrationsschwierigkeiten: Schwierigkeiten, den Fokus zu halten, was zu Performanceeinbußen führt.

 

Nun ein alltägliches Beispiel

Ein gutes Beispiel ist die klassische Höhenangst. Stelle dir eine Person namens Laura vor, die seit ihrer Kindheit Angst vor hohen Gebäuden hat. Diese Angst begann, als sie in jungen Jahren einmal von einer Rutsche fiel, die viel höher war als erwartet. In der Folge meidet sie nicht nur Hochhäuser, sondern auch andere Höhen, selbst Treppen mit Freiheitsgefühl. In sozialen herausfordernden Situationen, wie einem geschäftlichen Meeting in einem Hochhaus, erlebt sie massive Angstattacken. Ihr Herz schlägt schneller, Schweiß bricht aus und sie zieht sich zurück, was ihr berufliches Fortkommen erheblich beeinträchtigt. Diese Angst hindert sie daran, ihr volles Potenzial auszuschöpfen und zu wachsen.

 

Die Folgen von Angststörungen

Die Folgen von unbehandelten Angststörungen und Phobien sind weitreichend und können sowohl die persönliche als auch die soziale Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Betroffene ziehen sich oft von sozialen Aktivitäten zurück, was zu einer Isolation führen kann. Diese Isolation kann dazu beitragen, dass sich die Symptome verschlimmern, da der Mangel an sozialer Unterstützung den Druck und die Angst verstärken kann. Darüber hinaus können sich Angststörungen negativ auf den Berufsalltag auswirken, da Betroffene oft Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren oder Herausforderungen am Arbeitsplatz zu bewältigen. Dies könnte zu Fehlzeiten, einer geringeren Produktivität oder sogar zu einem Arbeitsplatzverlust führen.

Frauen und Männer können unterschiedlich von Angststörungen betroffen sein, wobei Frauen tendenziell eine höhere Inzidenz von Angststörungen aufweisen. Die damit verbundenen psychischen Erkrankungen, wie Depressionen, können die Symptome weiter verstärken und eine zusätzliche Belastung für die Betroffenen darstellen. 

 

EMDR als Therapiemethode

Angesichts der potenziellen Schwere der Symptome und der weitreichenden Folgen ist es wichtig, geeignete Therapiemethoden zu finden. Eine wirksame Therapieform, die sich als hilfreich bei der Behandlung von Angststörungen und Phobien erweist, ist EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing).

EMDR wurde ursprünglich für die Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) entwickelt, hat sich jedoch als äußerst effektiv auch bei der Behandlung von anderen psychischen Erkrankungen erwiesen. Der Prozess besteht aus mehreren Phasen:

  1. Anamnese: Zu Beginn findet ein ausführliches Gespräch statt, in dem die Vorgeschichte des Patienten und die spezifischen Probleme und Symptome identifiziert werden.
  1. Vorbereitung: Der Therapeut erklärt dem Klienten den EMDR-Prozess und entwickelt eine vertrauensvolle Beziehung, um eine sichere Atmosphäre zu schaffen.
  1. Identifikation der belastenden Erinnerungen: Der Klient wird aufgefordert, belastende Gedanken, Bilder oder Erinnerungen zu identifizieren, die mit seiner Angst in Verbindung stehen.
  1. Desensibilisierung: In diesem zentralen Schritt sorgt der Therapeut für die bilaterale Stimulation, meist durch Augenbewegungen. Der Klient soll sich dabei auf die belastenden Gedanken oder Erinnerungen konzentrieren, während die Stimulation durchgeführt wird. Dieser Prozess hilft, die emotionale Belastung zu reduzieren, die mit den Erinnerungen verbunden ist.
  1. Verarbeitung der negativen Überzeugungen: Der Klient wird dazu ermutigt, neue, positive Überzeugungen über sich selbst und seine Fähigkeiten zu entwickeln, um das Selbstwertgefühl zu stärken.
  1. Verankerung: Positive Gedanken werden verankert und stabilisiert, bevor die Sitzung beendet wird.
  1. Abschluss: Der Therapeut hilft dem Klienten, sich zu entspannen und die Fortschritte abzuschließen.

 

Erfahre mehr über EMDR im Blogartikel: EMDR-Mehr als Augenwischerei

 

Positive Prognose und Ausblick:

Klienten, die EMDR durchlaufen haben, berichten oft von einer tiefgreifenden emotionalen Erleichterung und einer signifikanten Verringerung ihrer Angstsymptome. Viele fühlen sich nach der Therapie selbstbewusster und in der Lage, ihre Ängste anzugehen. Die Methode ermöglicht es den Betroffenen, belastende Erinnerungen zu verarbeiten und gleichzeitig ihre Fähigkeit zur Stressbewältigung zu verbessern.

Das Ziel der EMDR-Therapie ist es, den Klienten dabei zu unterstützen, ihre Lebensqualität zu verbessern und die Kontrolle über ihre Ängste zurückzugewinnen, sodass sie sich wieder aktiv und positiv in ihr Leben einbringen können. 

 

Fazit

Angststörungen, Phobien und Panikattacken sind ernsthafte Erkrankungen, die vielfältige Ursachen haben können und sich in unterschiedlichsten Symptomen äußern. Das Verständnis dieser Störungen ist der erste Schritt zur Heilung. EMDR bietet eine vielversprechende Therapiemethode, die es den Betroffenen ermöglicht, ihre Ängste zu überwinden und ein erfülltes Leben zu führen. Es ist wichtig, sich professionelle Hilfe zu suchen und die verfügbaren Therapieoptionen zu nutzen, um die eigene Lebensqualität nachhaltig zu steigern. Mit der richtigen Unterstützung und den passenden Strategien können Betroffene Hoffnung schöpfen und die Fähigkeit erlangen, die Herausforderungen des Lebens erfolgreich zu meistern.

 

Vereinbare dein Erstgespräch, um deine Angst erfolgreich zu verarbeiten.

Kontakt

Dein Marcel Wode

focus-Praxis für Psychotherapie