Bild: Canva-AI-Image-Generator https://www.canva.com
Traumatherapie 1/4
Traumatisiert? Ich hatte eine schöne Kindheit…
Achtung! Lese nur weiter wenn du dich stabil genug fühlst!
Sobald man an das Thema Traumatisierung denkt, nehmen viele Menschen an, es handele sich nur um Erfahrungen aus der Kindheit. Nun muss ich dir leider sagen, dass dem nicht so sein muss. Jeder kann eine Belastungserfahrung auch im Erwachsenenalter machen, die teils schwerwiegende Auswirkungen auf das eigene Leben haben können.
Hierfür gebe ich dir auch ein Beispiel…
Nehmen wir jetzt einfach mal an du, begibst dich nach deinem Arbeitstag auf den Weg nach Hause. Bevor du jedoch zu Hause ankommst, wirst du überfallen und gewaltsam ausgeraubt.
Dieses Szenario wünscht man natürlich niemanden, jedoch passieren Überfalle leider immer wieder.
Direkt (oder wenige Minuten später) im Anschluss an die Tat können sich akute Symptome einstellen, wie z. B.
- das Gefühl von Betäubung
- eine eingeschränkte Aufmerksamkeit
- die Unfähigkeit auf Reize zu reagieren oder sie zu verarbeiten
- Sozialer Rückzug
- Unruhe oder sinnlose Überaktivität
- Verzweiflung oder Hoffnungslosigkeit
- Angst oder Panikattacken
- Aggression
- Körperreaktionen wie Herzrasen, Schwitzen oder erröten
- Konsum von Betäubungsmitteln wie Alkohol oder Drogen
In diesem Fall ist es wichtig schnellstmöglich eine Unterstützung zur Seite zu haben, um die Tat aufzuarbeiten und somit auch besser verarbeiten zu können. Die gute Nachricht ist, dass sich diese Symptome meist schon nach wenigen Tagen reduzieren oder ganz verschwinden.
Für die Verarbeitung der Belastung sind die individuelle Vulnerabilität wie auch die zu Verfügung stehenden Bewältigungsmechanismen von Bedeutung. Diesen Punkten werde ich einen eigenen Blogbeitrag widmen und dir näher beschreiben.
Nur was ist wenn dies nicht passiert und die Belastung weiterhin bleibt oder sich sogar verschlimmert?
Innerhalb der nächsten 6 Monate treten auf einmal Albträume oder Nachhallerinnerungen, so genannte Flashbacks, auf. Plötzlich ist die Tat wieder sehr präsent und es fühlt sich an, als ob alles wieder erlebt wird. Auslöser hierfür können schon ungefährliche und alltägliche Dinge sein, wie beispielsweise ein bestimmter Geruch, Motorengeräusche, ein Straßenschild oder nur ein Gefühl das mit der Tat in Verbindung gebracht wird. Nun könnte die Verdachtsdiagnose eine Posttraumatische Belastungsstörung lauten. Dieses Wiedererleben kann sehr intensiv sein, so dass als Folge auf die Belastung die eigenen vier Wände gar nicht mehr verlassen werden, da jede Art von Konfrontation vermieden wird.
Dieser Zustand hat wie du vielleicht auch selber erkennen kannst, weitreichende Konsequenzen für das eigene Leben bis hin zum Wunsch nach Beendigung des Lebens.
Soweit sollte es nicht kommen, da es gute Organisationen gibt die in solchen Fällen ihre bestmögliche Unterstützung anbieten.
Organisationen, die teilweise deutschlandweit agieren wie z. B.
- Weisser Ring e. V.
Telefon Opferhilfe 116006
- örtlich spezialisierte Traumaambulanzen auch in deiner Nähe findest du z. B. im Register von Projekt Hilft
Alternativ kannst du auch eine Suchmaschine mit folgenden Schlagwörtern versehen
- Traumaambulanz + deinen Wohnort oder in der Nähe
- Traumaklinik + deinen Wohnort oder in der Nähe
- Tagesklinik Trauma + deinen Wohnort oder in der Nähe
- Onlinesuchportale für spezialisierte Therapeut:innen
https://www.therapie.de/profil/wode/
Was ist denn jetzt mit den traumatischen Erfahrungen aus der eigenen Kindheit?
Um ehrlich zu sein, stockt mir kurzfristig doch immer mal wieder der Atem in der Praxis.
Es sitzen Patient:innen vor mir die auf dem ersten Blick vieles im Leben geschafft und erreicht haben. Gute Karriere und stabile Partnerschaften haben, liebende Eltern sind und aktiv ihr Leben gestalten, um nur mal ein paar Punkte zu nennen.
Dennoch sitzen sie mir gegenüber und berichten mir von Geschehnissen aus ihrer Kindheit wie z. B. psychischer oder physischer Gewalt, Missbrauch, usw., die ich niemanden wünsche und auch am liebsten ungeschehen machen würde. Leider kann niemand diese Geschehnisse ungeschehen machen oder gar aus dem Gedächtnis löschen. Gerade vor diesen Patient:innen habe ich größten Respekt, da sie es trotz ihrer negativen Erfahrung geschafft haben sich ein eigenständiges Leben aufzubauen. Nun könnte erst einmal der Gedanke aufkommen warum sie psychische Unterstützung in Anspruch nehmen?
Die Patient:innen haben zwar gelernt damit zu leben, jedoch hat ihre Erfahrung immer noch Auswirkungen auf ihr jetziges Leben. Auswirkungen, wie eine hohe Risikobereitschaft für die eigene Gesundheit, Gewichtsprobleme, Konsum von Betäubungsmitteln, Aggressives Verhalten in der Partnerschaft, Flucht- oder Vermeidungsverhalten in bestimmten Situationen u. v. m.
Hierfür gibt es spezielle Therapieverfahren, die effektive Möglichkeiten sind das Trauma erfolgreich zu bearbeiten und somit das zukünftige Verhalten positiv zu beeinflussen.
In den folgenden Beiträgen werde ich dir das anerkannte Therapieverfahren für Traumatherapie EMDR-Eye Movement Desensitization and Reprocessing vorstellen, um dir eine Möglichkeit aufzuzeigen, wie auch du dein Trauma aufarbeiten kannst.
Einen ersten Einblick erfährst du schon hier….Methodenbeschreibung EMDR
Dein Marcel Wode